ELSTERCON´2018 – Conbericht

Elstercon 2018
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Die Ehrengäste:
Prof. Manfred Nagl | Arnulf Meifert | Jana Heidersdorf | Aliette de Bodard | Kai Meyer | Alastair Reynolds | Nicholas Sansbury Smith

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Conbericht zum ELSTERCON´2018

..in Leipzig, vom 21. bis 23.September 2018

  von reherrma

Dass die, alle zwei Jahre stattfindenden, Elstercons zu meinen “Lieblings-Conventions” gehören, hat diese Convention im “Haus des Buches” in Leizig wieder mal eindrucksvoll bestätigt.

Die “lange” Anreise aus Stuttgart nach Leipzig am Con-Freitag führte, wie immer, am frühen Freitag-Abend ins Haus des Buches zur launigen Con-Eröffnung durch Boris Koch und Christian von Aster, nicht ohne vorher im Foyer einen Kaffee mit bereits anwesenden Bekannten & Freunden eingenommen zu haben. Wer sich zum Elstercon trifft, gehört zur “Familie“, mit denen man sich über Jahre über “unser” Genre ausgetauscht hatte und die man oft sehr lange nicht mehr getroffen hat, umso herzlicher sind die Begegnungen…

Die “Con-Eröffnungs-Story” des Duos Koch/von Aster lief sinngemäß folgendermaßen ab: Im Gespräch mit zwei übellaunigen Technikern auf einem Weltraumbahnhof werden die ankommenden Raumschiffe und ihre Besatzungen thematisiert und insbesondere ihre Passagiere  vorgestellt. Daß sich darunter die Ehrengäste und andere Promis der Convention verbergen, macht den Spaß, den Porträtierte und Publikum haben, aus.

Danach startete die Convention mit zwei verschiedenen Programmschienen in zwei Sälen, ich werde hier jetzt aber nicht jedes Panel hier beschreiben und beschränke mich auf die, für mich, eindruckvollsten…

Im Gespräch mit Kai Meyer erzählt der Autor von seinem Faible für die SF Space Opera, insbesondere die Werke von Leigh Brackett oder Edmond Hamilton haben den jungen Kai Meyer beeinflusst, so freute er sich sehr, daß ihm bei Fischer TOR die Gelegenheit geboten wurde, mit der “Die Krone der Sterne”-Trilogie eine Space Opera schreiben zu dürfen die in der Tradition seiner Vorbilder steht. Unterbrochen von Lesungen aus diesen Romanen war dieses Panel für alle Interessierten sehr erhellend…

1. Teil des “visuellen” Conberichts von reherrma…

Der “Con-Freitag” ging wie immer mit einer “Nacht-Lesung” durch Boris Koch und Axel Kruse zu Ende, die teils humorigen Geschichten führten zusammen mit dem damit verbundenen Bierkonsum zu einem vergnüglichen Ende (zumindest im Haus des Buches) des Con-Prologs.

Am Samstag-Morgen des 2. Contags zeigte die Fantasy-Illustratorin Jana Heidersdorf ihr Können mit einem faszinierenden Vortrag zeigte sie ihren Werdegang und ein Kaleidoskop ihrer Arbeiten.

Der ehemalige Professor für Medienwissenschaft und Popularkultur an der Stuttgarter Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen Prof. Manfred Nagel referierte auf seinem Panel über wiederendeckte SF-Filme aus den Jahren 1909 bis 1935. Unter Filmwissenschaftlern gilt es als erwiesen, dass 80% aller, bis 1930, gedrehten Stummfilme verschollen sind, insbesondere gilt dies für Filme mit phantastischen Inhalten, sie galten in der damaligen Zeit als peripher und minderwertig. Umso erstaunlicher ist es, dass immer wieder Fragmente davon auftauchen und manche auch mühevoll restauriert wurden. Prof. Nagl zeigte auf diesem Panel einige erstaunliche Beispiele; so zeigte er hier eine Auswahl aus der elfminütigen Verfilmung des Frankenstein-Stoffes durch die Edison-Company, wahrscheinlich die erste Verfilmung von Frankenstein überhaupt. Auch frühe Marsreisen wurden in Fragmenten vorgeführt, insbesondere gab es einen deutschen Propaganda-Film zum 1. Weltkrieg, bei dem Marsianer das deutsche Reich besuchten (u.a. Das Oktoberfest) und daraufhin Unverständnis äußerten, warum Deutschland von Feinden umzingelt wird… Sehr eindrucksvoll…!

Karlheinz Steinmüller und Arnulf Meifert referierten über die amerikanische SF-Autorin Nnedi Okarafor, insbesondere die Lesung des Theaterwissenschaftlers, Regisseurs und Schauspielers Arnulf Meifert aus Okafarors Buch “Das Buch des Phönix” begeisterte das Publikum. Für mich war das eine der besten Lesungen, an der ich jemals teilgenommen habe. Meiferts Lesung war dermaßen mitreißend, einfühlsam und bewegend, zusammen mit seiner Gestik hätte ich mir gerne das ganze Buch anhören können…

Mit der Lesung aus “Das Buch des Phönix” griff Meifert auch der nachfolgenden Verleihung des Kurd Lasswitz-Preises 2018 vor, denn Nnedi Okarafor hat mit diesem Roman in der Kategorie Bestes ausländisches Werk zur SF den ersten Preis gewonnen. Die Zeremonie war dahingehend eindrucksvoll und bewegend, weil Meifert für jedes prämiertes Werk vorgelesen hat, auch die Lesung aus Michael Marraks Werk “Der Kanon mechanischer Seelen” war phänomenal, da das ehemalige Mitglied des Stuttgarter SF-Stammtisches, Michael Marrak gerade beim Goethe-Institut in Dublin weilte, nahm Hardy Kettlitz in seinem Namen den Preis an und verlas eine Grußbotschaft von Michael…

Es folgten zwei interessante Panels mit Bernhard Hennen und Robert Corvus über ihre “Phileasson-Saga“, was für ihre Fans sehr vergnüglich war. Ob das Publikum mit der anschließenden Gesangsprobe, zu der die Autoren ihre Fans aufforderten, begeisterten, konnte ich nicht mehr realisieren, da ich gleich anschließend in den anderen Saal rannte, um …

… den Vortrag von Karlheinz Steinmüller nicht zu verpassen. In gewohnt launiger, stakkatoartiger Weise referierte er über das Thema des diesjährigen Con-Mottos “Ferne Welten”. Wie immer griff er das Thema weit an, von der Antike bis zur Neuzeit zeigte er Beispiele, wie Autoren zu jener Zeit über “Ferne Welten” erzählt haben. Karlheinz Vorträge sind eine Wucht und sie sind m.E. nicht wegzudenken, von den Elstercons, für viele Besucher sind seine Vorträge teilweise die einzigen Gründe um überhaupt zu kommen.

Mein Hauptgrund zum Besuch des Elstercons war unter anderem der Besuch eines meiner Lieblings-Autoren, des Briten Alastair Reynolds. In erster Linie ging es in diesem Gespräch (das immer wieder durch die Übersetzung von Gregor Jungheim unterbrochen und in die Länge gezogen wurde) um seinen Einstieg als professioneller SF-Autor in die Szene, warum er als Wissenschaftler die ESA verlassen hatte, um danach alleine von der Schriftstellerei zu leben. Es wurde nochmals auf seinen “Revellation Space Zyklus” eingegangen, auch sein letzter, auf Deutsch veröffentlichter, Roman “Revenger” (Rache) wurde behandelt. Alles in allem ein smarter, symphatischer Auftritt des Hard-Science Autors aus England…

Ivo Schwartz berichtet derweil im Nebenzimmer über den Stuttgarter SF-Stammtisch (SFFS) und den Gebrauch des Werkzeuges “Goodreads.com” als ultimatives Werkzeug für einen lebendigen Stammtisch. Ich hoffe, dass Ivo in nächster Zeit seinen Vortrag online stellen kann, ich würde dann hier einen Link dazu einrichten.

Derweil lief im Nebenzimmer das Hauptpanel des diesjährigen Elstercons, eine Podiumsdiskussion einiger anwesenden Ehrengästen, moderiert von Karlheinz Steinmüller.

Nach einer kleinen Erhohlungspause ging es zum Panel des amerikanischen SF-Autors Nicholas Sansbury-Smith, moderiert von Hardy Kettlitz und übersetzt durch Claudia Rapp. Laut Hardy Kettlitz hat Sansbury-Smith mit der Extinction-Reihe (erschienen bei FESTA) ein neues Sub-Genre der SF erschaffen, eine Verbindung von Horror und SF. Nicholas Sansbury-Smith, der für die amerikanische Katastrophenschutzbehörde gearbeitet hat, hat sicher viel Einblick in Szenarien, die sehr viel Horror erzeugen können. Neben diesen Büchern ist gerade bei Heyne mit “Orbs” der Einstriegsroman einer neuen, SF-Reihe erschienen, über die man erst nach einer Lektüre berichten kann.

Mit der Verleihung des Deutschen SF-Preises 2018 wurde der zweite große deutsche SF-Preis auf diesem Con verliehen. Uwe Herrmann mit seiner Story “Das Internet der Dinge” (SPEKTRUM der Wissenschaft 6/17) bekam den Preis für die beste Kurzgeschichte 2017 und Marc-Uwe Kling bekam den Preis für den besten Roman 2017 (Quality-Land). Da auch er nicht kommen konnte, schickte er eine launige Grußbotschaft, in dem er überrascht feststellte, daß er nie mit einen SF-Literaturpreis gerechnet hatte…

Der Samstag ging mit einem Büffet, aufgebaut im Foyer, und dem anschließenden geselligen Zusammensitzen, zu Ende.

2. Teil des “visuellen” Conberichts von reherrma…

Der Sonntagmorgen begann mit den Kaffee-Klatschrunden, an zwei Tischen, garniert mit Kaffee und Kuchen, wurde diskuttiert, geredet, gefragt und gelacht. Für mich der Höhepunkt des Cons, da ich mich mit meinem Lieblings-Autor unterhalten konnte und mit Aliette de Bodard eine symphatische, neue Autorin kennenlernen durfte. Nach einer halben Stunde wurden Autoren ausgetauscht und Alastair Reynolds wechselte sich mit Aliette de Bodard ab. Da ich noch nichts von ihr gelesen habe, kann ich nicht viel über das Werk der nebenberuflichen Autorin und hauptberuflichen Systemanalytikerin und studierten Mathematikerin sagen. Ihre Fantasy-Romane (von denen einer auf deutsch übersetzt wurde) klangen interessant. Aus dem Gespräch war herauszuhören, dass sie auch SF schreibt und dem Genre eng verbunden ist. Beide Autoren waren symphatische und aufgeschlossene Zeitgenossen, mit denen man sich gerne länger unterhalten hätte…

Es wurden noch für Interessierte einen thematischen Stadtrundgang organisiert, derweil noch Panels angeboten wurden, z.B. berichtete Robert Corvus über sein Imago-Projekt. Ich hingegen wohnte der SFCD-Mitgliederversammlung bei, die sehr harmonisch verlief, wenn ich da zum Vergleich an die, teils chaotischen, SFCD-Mitgliederversammlungen in den 80ern zurückdenke, die manchmal über 2 Tage verliefen (STUCON 1981)

Zum Conabschluß wurden nochmals alle anwesenden Autoren auf die Bühne gebeten um noch abschließende Bewertungen zum Converlauf zu geben. Thomas Braatz, der Conorganisator, erklärte nochmals, dass er in 2020 noch einen letzten Elstercon organisieren werde, wie es aber danach weitergeht, kann man nicht sagen, er denkt eher pessimistisch, dass es danach nicht mehr weitergehen würde, da er niemand kennt, der das Elstercon-Projekt weiterführen würde. Somit geht ein großartiger Con mit einer nachdenklichen Message zu Ende…

 

 

 

 

 

 

SF-Spaß – über passives Lesen hinaus!

 

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